Die Sonder-Messflüge in den Nächten vom 05. bis zum 08.09.

Die DFS hatte für die Periode vom 05. bis zum 07.09. eine Sonder­flug­vermes­sung angekün­digt, und in der Tat gab es bei den Flügen in diesen Nächten etliche Beson­der­heiten.
Schon die Ankün­digung war knapper als sonst ausge­fallen:

"Vom 5. bis voraus­sichtlich 7. Septem­ber 2025 wird die Center­bahn am Frank­furter Flug­hafen ver­messen. Unter­sucht wird die Betriebs­richtung West, also Anflüge aus dem Osten kommend. Ein speziell hier­für ausge­rüstetes Mess­flug­zeug über­prüft dabei die Präzi­sion der Signale, die für sichere Lan­dungen erforder­lich sind.
Die Flug­vermes­sungen beginnen an den genannten Tagen um 23:00 Uhr und sind um zirka 03:00 Uhr des darauf­folgen­den Tages beendet. Zum Einsatz kommt dabei ein Turbo-Prop-Flug­zeug vom Typ Beech­craft Super King Air 350. Die Maschine wird grund­sätz­lich und soweit möglich Über­flüge von Ort­schaften vermeiden.
Die Vermes­sung ist wichtig für die sichere, geord­nete und flüssige Verkehrs­abwick­lung an den Flug­häfen."
Im Nach­hinein fällt beim Lesen auf, dass hier nicht vom Instru­menten­lande­system ILS die Rede ist, sondern nur all­gemein von "Signalen". Was für ein Unter­schied damit ange­deutet wurde, wird beim Betrach­ten der jewei­ligen Flug­routen klar.

Wir haben in den nach­folgenden Grafiken die Flüge zusammen­fassend darge­stellt. Beide Grafiken sind in einer Auf­lösung von 1.000 Pixeln Breite hinter­legt, können also auch noch etwas grösser betrach­tet werden (obwohl es auf Details nicht wirklich ankommt).


Der Flug in der Nacht vom 05. zum 06.09.

Grafik

Um die unterschiedlichen Phasen dieses Fluges anschaulich darstellen zu können, haben wir die erste Phase vergrössert in der Mitte einkopiert. Um die Dimension der Rundflüge zu verdeutlichen, zeigen die kleinen Kreise, in welcher Region der südlichste und nördlichste Punkt jeweils lag und wann er erreicht wurde.

Der Flug in der Nacht von Freitag auf Samstag begann, wie es für eine ILS-Vermes­sung typisch ist: Die Maschine fliegt mehr­mals ent­lang der Anflug­linie, haupt­sächlich im Osten, eine Schleife aber auch im Westen (siehe den vergrös­serten Aus­schnitt in der Mitte der Grafik). Dieser Teil dauerte aber, anders als sonst, nur eine Drei­viertel­stunde.

Danach ging die Maschine zum grossen Rund­flug über: zunächst nach Nord­westen in einem grossen Kreis bis tief in den Taunus (nörd­lich von Renne­rod) und an den Rhein, dann nach Süden bis nach Mann­heim, wo sie noch südlich des dortigen Flug­hafens vorbei bis weit in den Oden­wald hinein flog (die kleinen Kreise in der Grafik stellen jeweils die Region und den Zeit­punkt des nörd­lich­sten und süd­lich­sten Punktes des Flugs dar, die Angaben stammen von flight­radar24).

Bereits nach zwei­ein­viertel Stunden war der Flug zu Ende, also unge­wöhn­lich kurz für einen Mess­flug.

Wozu diese Rundflüge dienten, erschliesst sich uns nicht. ILS-Signale werden entlang der geraden End­anflug­strecken ausge­strahlt und müssen rund 30 Kilo­meter weit gut empfang­bar sein. Die "out-of-area"-Signale, die ausser­halb des eigent­lichen ILS-Bereichs empfangen werden können, reichen nur rund 20 km weit. Die geflo­genen Kreise haben einen Durch­messer von rund 75 km.


Die Flüge in den Nächten vom 06. bis zum 08.09.

Grafik

Hier werden die Flüge in den frühen Morgen­stunden des Sonntags und Montags gezeigt. Um diese Grafik erzeugen zu können, mussten wir Daten aus mehreren Quellen zusammen kopieren und über­lagern. Klei­nere Unge­nauig­keiten sind dabei unver­meid­lich, spielen aber für die wesent­lichen Aus­sagen keine Rolle.
Dass der Flug am 08.09. mitten im Taunus zu enden scheint, liegt daran, dass die DFS-App die letzte Phase des Fluges nicht anzeigt. Die Gründe dafür kennen wir nicht. Eine Überprüfung mit flightradar24 zeigt aber, dass die Maschine nicht im Taunus verschollen, sondern nach Mannheim zurückgekehrt ist.

Noch weitaus kurioser sehen auf den ersten Blick die Flug­routen der Flüge in den beiden folgen­den Nächten aus.
Zunächst starten die Flüge gar­nicht von FRA aus, sondern vom Flug­hafen Mann­heim, und es wird ein anderer Flug­zeug­typ (eine Parten­avia P.68) genutzt, der von einer anderen Flug­gesell­schaft betrie­ben wird (der dänischen Bio­flight, die eigent­lich auf Land-Beobach­tung und -Vermes­sung spezia­lisiert ist, aber in ihrem Katalog auch "jede Aufgabe, die Flüge zum Zweck der Daten­samm­lung von oben bein­haltet" (eigene Über­setzung) auf­listet, dafür aber keine eigenen Mess­geräte betreibt).

Dieses Flugzeug fliegt in den Nächten von Samstag auf Sonntag und von Sonntag auf Montag jeweils zwwischen kurz nach 23:00 Uhr und 4:30 Uhr morgens eine ca. 60 Kilo­meter lange Strecke und eine kürzere Ergän­zung mehr­fach ab, am Sonntag­morgen im Taunus in Rich­tung Südwest - Nordost über Bad Schwal­bach und Idstein bis Bad Nauheim und am Montag­morgen in Richtung Nord - Süd von Nidda in der Wetterau bis Seligen­stadt und Hoechst im Oden­wald.

Eingedenk der Aussage in der DFS-Mittei­lung, wonach "Anflüge aus dem Osten" unter­sucht werden sollten, haben wir aus der Darstel­lung des Fraport Info­service Flug­lärm V 2.0 die Anflug­routen und diver­sen Eindreh­bereiche bei Betriebs­richtung 25 in die Flug­routen-Darstel­lung hinein kopiert.

Wie man sieht, gibt es durchaus einige Über­einstim­mungen, aber nach irgendwie syste­matischer Abdeck­ung der Anflug-Bereiche sieht das nicht aus. Auch fragt es sich, was da eigent­lich vermessen werden könnte. Die Anflüge sind nach früheren DFS-Angaben Radar-kontrol­liert, und die Qualität der Radar-Signale an den Routen ist wenig rele­vant. Entschei­dend ist da, in welcher Qualität die Signale wieder bei der über­wachenden Station ankommen.


Fazit

Der genaue Zweck dieser Flüge lässt sich also aus diesen Zusammen­stellungen nicht erkennen. Wir trösten uns damit, dass es noch eine Reihe von anderen Navi­gations-Einrich­tungen gibt, die ja viel­leicht auch Gründe für solche Flüge liefern könnten.
Natürlich könnte man bei der DFS nachfragen, was das Ganze sollte, aber unsere der­zeitigen Erfah­rungen mit Qualität und Ergiebig­keit von DFS-Auskünf­ten ermutigen nicht gerade zu einem solchen Schritt.

Schon die Ankündigung dieser Flüge zeigt ja, dass die DFS nicht auskunfts-willig ist. Weder wird der Zweck dieser Flüge genauer benannt, noch gibt es irgend­welche Hinweise darauf, dass der Über­flug-Lärm nicht die üblichen Belas­teten trifft, sondern Kommunen und Regionen, die normaler­weise davon aus­gehen können, dass ihnen wenigstens in der Kern­nacht Belästi­gungen durch den Flug­hafen erspart bleiben.
Zwar war der Krach aufgrund der Flug­höhen zwischen 900 und 1200 Metern wohl nicht ganz so laut, aber in einer Spät­sommer-Nacht zwischen Mitter­nacht und 4:00 Uhr morgens dutzende Male über­flogen zu werden auch in Bereichen, in denen es sonst keine direkten Über­flüge gibt, ist etwas, was schon eine Warnung und Erklä­rung verdient hätte. Die DFS sieht das offen­sicht­lich anders.


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