Baumleichen
Baumleichen

Schon auf dem Weg zum Stand war zu sehen, was mit dem Wald passieren wird.

Ein Zeichen des Widerstands im Treburer Oberwald


Viel Zeit für Vorbe­reitung war nicht: der Aufruf zum Besuch eines Kuchen­standes im Tre­burer Ober­wald am Sonntag, den 07.01.2018 ging einen Tag vor Sil­vester über den BBI-Ver­teiler und die Web­seite, und Robin Wood zog unmit­telbar nach.
Die Frank­furter Rund­schau berich­tete un­mittel­bar nach Neu­jahr, Hessen­schau, FNP und Echo Online erst am Tag vor der Aktion, letz­teres dafür gleich noch ein zweites Mal am selben Tag. Die FNP schob einen Tag später einen zweiten Artikel nach.

Am Tag selbst bot sich den Teil­nehmer­*innen zunächst einmal ein Bild, als seien sie schon zu spät gekom­men. Wege waren von schweren Maschi­nen zer­fahren und ver­matscht, am Weg­rand lagen die Stämme der letzten alten Buchen, die diesen Wald noch vor 10 Jahren geprägt haben.
Es war aber nicht Fraport, die hier zugange war. Die Gemeinde Trebur, die immer noch mit Fraport um die Ver­kaufs­kondi­tionen schachert, versucht auch, die besten Teile des Waldes vorher noch zu Geld zu machen. Dieser Prozess, beschö­nigend immer noch 'Wald­bewirt­schaf­tung' genannt, läuft schon seit Jahren, genau genom­men seit klar ist, dass der Ausbau gegen alle Wider­stände durch­gesetzt werden sollte. Ent­spre­chend sieht der Wald jetzt schon aus.

Kuchenstand
Kuchenstand
Kuchenstand
Kuchenstand

Am Kuchen­stand wurde nicht nur geges­sen und getrun­ken, es gab viele Dis­kussio­nen in kleinen und grös­seren Gruppen, und vor allem einen sehr infor­mati­ven Rede­bei­trag von Petra Schmidt von der BI Mör­fel­den-Wall­dorf.

Petra, BI Moe-Wa















Zu den Belas­tungen der Region sagte sie:

"Die 6 ha reihen sich ein in die hun­derte von Hektar Wald, die für die Lande­bahn und den Ausbau im Süden des Frank­furter Flug­hafens gero­det wurden.
Nur wenige Kilo­meter entfernt, im Lang­ener Bann­wald, wurden bereits 20 ha von insge­samt 60 Hektar Bann­wald gerodet, für die Erweite­rung der Sehring Kies­grube. Sehring liefert auch Kies für den Flug­hafen.
Und weitere 10 Hektar Wald dürfen nach einem Gerichts­urteil jetzt in der Nähe von Kelster­bach/Raun­heim gerodet werden, diesmal für die Kies­gruben von Mittel­dorf.
Laut aktuellen Entwurf des Landes­entwick­lungs­plans sollen zukünf­tig in Hessen maxi­mal 2,5 Hektar pro Tag versie­gelt werden – aber im Rhein-Main-Gebiet wird immer mehr zuge­baut, die Nah­erholungs­gebiete der Kommunen in der Nähe des Flug­hafens werden immer kleiner, die Gesamt­belas­tung immer größer – das paßt doch nicht zusam­men!
Und es geht weiter: Pläne für die Ver­schwen­kung der Ried­bahn­stecke über das Termi­nal 3 würden weite­ren Wald kosten."

Sie machte aber auch klar: "... selbst wenn die Prog­nosen des schein­bar unauf­halt­samen Wachs­tums des Flug­verkehrs einge­treten wären – dann wäre das umso mehr ein Grund, sich gegen die Wachs­tums­strate­gie des Flug­hafens zu wehren. Denn es geht da schon längst in erster Linie darum, möglichst viel Flug­verkehr nach Frank­furt zu ziehen, auf dass die Geschäfts­leute und Touris­ten mög­lichst viele Kon­gresse am Flug­hafen abhal­ten und mög­lichst viel in der “Airport City“ ein­kaufen gehen.
Die nega­tiven ökolo­gischen und sozia­len Aus­wir­kungen einer solchen Lebens­weise sind regio­nal und welt­weit nicht mehr tragbar.
Wir stehen mit unserem Protest an einem Knoten­punkt regio­naler und glo­baler Proble­matiken, das Globale findet hier vor Ort statt."

Das Ende der Rede war der Auftakt zur nächsten Aktion: "Eine Aktion von unab­hängigen Akti­vist­Innen findet gleich dort hinten weiter im Wald statt, dort werden gerade Bäume besetzt. Wir gehen jetzt alle zusammen dort hin. Ich freue mich, dass es parallel zum Kuchen­stand zu dieser Aktion des zivi­len Unge­horsams kommt, um die Bäume zu schützen".
Die meisten Anwe­senden mussten da nicht zweimal aufge­fordert werden.

Ein paar Meter weiter waren Aktivist­*innen dabei, Bäume zu besetzen und mit Mate­rial auszu­statten.
Für die meisten Anwe­senden kam die Aktion über­rasch­end, wurde aber umso freu­diger begrüsst.

Plattform
Transparent
BI-Gruppe
BI-Gruppe

Polizei
Polizei

Die meisten Anwe­senden dürften am Schluss mit der Aktion zufrie­den gewesen sein. Ledig­lich der Einsatz­leiter der Polizei lief eine Weile frus­triert über das Gelände und suchte 'Ver­ant­wort­liche', denen er ggf. not­wendige hoheit­liche Akte zustellen könne. Er musste aber schliess­lich ein­sehen, dass es diese nicht gab und sie auch nicht gebraucht wurden, und er schien sich damit abzu­finden. Jeden­falls blieben er und seine Kolle­gin im Hinter­grund, und die anderen, die sicher auch da waren, waren gar­nicht zu sehen.
Ein sicheres Zeichen, dass auch die Gegen­seite derzeit noch nicht auf Kon­fron­tation aus ist.

Tatsäch­lich wurden in der recht umfang­reichen Bericht­erstat­tung über die Aktion zwar unter­schied­liche Speku­latio­nen darüber ange­stellt, wann denn Fraport nun zur Rodung schreiten werde, aber niemand rechnet wohl damit, dass es in den nächsten Tagen passiert.
Die Frank­furter Rund­schau, die noch am selben Tag berich­tete, wies darauf hin, dass die Beset­zung der Bäume bis zur Beginn der sog. 'Brut- und Setz-Zeit' Anfang März dauern solle, weil dann bis Septem­ber nicht gerodet werden könne. Gleiches meldet auch Echo Online, und ergänzt einen Tag später, dass die Baum­besetzer­*innen zumin­dest vor­läufig bleiben können, weil Fraport "derzeit nicht beab­sichtigt, die Bäume räumen zu lassen". Die Frank­furter Neue Presse sagt dazu im Bericht über die Aktion gar­nichts, macht aber in einem gleich­zeitig erschie­nenen Bericht die Voraus­sage, dass erst im Herbst gefällt werden wird. Dieser Bericht dient aber ohne­hin nur dazu, Bürger­meister, Liegen­schafts-Ver­walter und Förster von Trebur begründen zu lassen, warum dieser Wald sowieso nichts mehr wert ist und schnell­stens verscher­belt werden muss (ein 'Trewwerer' hat aller­dings auch gleich einen passen­den Kommen­tar dazu).

Wäre der Wald noch zu retten ? Möglich wäre es trotz des der­zeiti­gen, deso­laten Zustands, denn der Boden ist noch intakt, und Jung­wuchs ist reich­lich vorhan­den. Wenn der Mensch es erlau­ben würde, könnte hier in einigen Jahr­zehn­ten wieder ein wert­voller Eichen-Buchen-Misch­wald stehen, der viel­fältige Vor­teile für die Region bringen würde.
Aktuelle Ent­wick­lungen und bis­herige Erfah­rungen lassen aller­dings wenig Raum für Hoff­nung. Der Wachs­tums­wahn ist unge­brochen, und Fraport und Luft­hansa, Landes­regie­rung und Stadt Frank­furt sind ent­schlos­sen, die aktuelle Aus­bau­phase bis zum Ende durch­zu­ziehen. Wahr­schein­lich planen sie auch schon die nächste Phase, denn Wachs­tum muss sein, koste es, was es wolle. Eine Kraft, die sie stoppen könnte, ist aktuell nicht in Sicht, und bis Klima­wandel und Umwelt­zerstö­rung diesem Wahn­sinn end­gültig eine Grenze setzen, wird wohl noch einige Zeit ver­gehen.

Trotzdem sind die Wider­stands­aktionen nicht nutzlos. Sie weisen die Ver­antwort­lichen immer wieder auf ihr erbärm­liches Ver­sagen vor den Heraus­forde­rungen der Zukunft hin und machen denen, die an der Weis­heit der offi­ziellen Politik zuneh­mend zweifeln, deutlich, dass Alter­nati­ven denkbar sind. Das ist nicht viel, aber mehr als nichts.
Auf der Seite des BBI finden sich noch weitere Bilder zu der Aktion von Profi-Foto­graf Walter Keber, ebenso wie in einem Beitrag von Monika Lege im Robin Wood Blog.

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