Stand: 04.2024
Aktuellere Entwicklungen im Themenkomplex
Fraport und Flughafen Frankfurt
Waldvernichtung durch Flughafenausbau, 1935 bis heute.
Quelle: http://www.flughafen.unser-forum.de/
(dort nicht mehr abrufbar)
(Zum Vergrössern anklicken)
Frankfurt spielte schon früh eine Rolle in der
Entwicklung des Luftverkehrs
in Deutschland, die ersten Aktivitäten fanden aber im Nordwesten des damaligen Stadtgebiets statt.
Die Geschichte des Frankfurter Flughafens am jetzigen Standort begann in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts mit der
Verlegung
vom Rebstockgelände in den Schwanheimer Wald. Seitdem hat er sich in mehreren Schüben in das Waldgebiet zwischen Raunheim, Walldorf und Kelsterbach gefressen und ist insbesondere auf Raunheim zu gewachsen, wie die Grafik zeigt.
Die Planungen dafür waren schon etwas älter, aber unmittelbar nach der Machtübergabe
"machten sich die Nationalsozialisten im Dezember 1933 diese Planungen zu eigen und ordneten im Januar 1934 ohne behördliche Genehmigung die Rodung eines 600 Hektar großen Waldstückes westlich der im Bau befindlichen Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt, der heutigen A5, an".
Der Flughafen war also von Anfang an ein Schwarzbau, und ein derartiges Durchsetzen des politischen Willens auch gegen widersprechende rechtliche Regeln kennzeichnet die Geschichte dieses Flughafens bis heute.
Mit jeder Verlängerung der beiden Parallelbahnen nach Westen rückten auch die Landeschwellen für das Aufsetzen bei Landungen aus Westen näher an Raunheim heran, wodurch auch die Überflughöhen über dem Stadtgebiet immer geringer wurden. Das endete erst mit der letzten Verlagerung nach Westen und Verlängerung auf 4 Kilometer Anfang der achtziger Jahre, womit beide Bahnen zu den längsten der Welt zählen und eine weitere Verlängerung keinen Sinn mehr macht.
Infolge dessen beträgt der Abstand zwischen der Ostgrenze der Raunheimer Wohnbebauung und den westlichen Landeschwellen der beiden Parallelbahnen nur noch knapp 5 Kilometer. Jede weitere Ausdehnung nach Westen würde daher eine Absiedlung Raunheims erforderlich machen.
Kernelement dieser Ausbaurunde, die schon Mitte der sechziger Jahre eingeleitet worden war, aber erst in den achtziger Jahren zu einem Abschluss kam, war jedoch der Bau einer neuen Bahn, der Startbahn 18 West, am westlichen Rand des Flughafens in Nord-Süd-Richtung. Dagegen entwickelte sich massiver Widerstand in der Region, der die Maßnahme zunächst für eine Weile juristisch verzögern konnte. Letztendlich wurden aber auch hier die juristischen Hindernisse politisch aus dem Weg geräumt, ein dagegen eingeleitetes Volksbegehren aus formalen Gründen abgelehnt und der Bau mit massiver Polizeigewalt durchgeprügelt. Für die Bahn, die im April 1984 in Betrieb genommen wurde, und die begleitenden Ausbaumaßnahmen waren letztlich deutlich über 500 Hektar Wald gerodet worden.
Eine
kurze Chronik
der intensiven Phase des Widerstands gegen die Startbahn West findet sich auf der Homepage des 'Bündnisses der Bürgerinitiativen' BBI. Zahlreiche Beiträge zum Widerstand gegen den Ausbau von 1965 bis 2015 enthält das zweibändige Werk
50 Jahre Protest gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens.
Nach Abschluss dieser vorletzten grossen Ausbau-Maßnahme wurde das verbliebene Waldgebiet unter Schutz gestellt und 1993 zum Bannwald erklärt, dessen ökologische Funktion für die Region "unersetzlich" ist. Laut Aussage des damaligen Ministerpräsidenten Holger Börner (SPD) sollte für den Flughafen "kein Baum mehr fallen". Das wurde 1995 sogar im Regionalen Raumordnungsplan festgeschrieben:
Der Bau zusätzlicher Start- und Landebahnen, eine Verschiebung des Parallelbahnsystems und eine Nutzung der Startbahn 18 West als Landebahn sollen nicht erfolgen. ... Eventuelle Kapazitätserweiterungen haben im Rahmen der heutigen Gebietsgrenzen (Zaun) stattzufinden- genutzt hat es nichts.
Im Januar 2000 hat die Mediationsgruppe ein Fünf-Punkte-Paket vorgelegt bestehend aus
Fraport hatte die Wünsche der Lufthansa zunächst in einem sog. Generalausbauplan 2015 zusammengefaßt. Er konzentrierte sich im wesentlichen auf drei Punkte:
Quelle: Thomas Römer / OpenStreetMap data
[CC-BY-SA 2.0]
via Wikimedia Commons, Stand 04/2016
Zum Vergrössern anklicken
Letztlich wurden daher sowohl die Wartungshalle als auch die Nordwestbahn mit freundlicher Unterstützung der inzwischen schwarz-gelben Regierung unter Roland Koch (CDU) mit juristischer Brachialgewalt durchgesetzt. Die im Ergebnis des Raumordnungsverfahrens als "nicht raumverträglich" eingeschätzte neue Landebahn wurde regierungsamtlich als "kann raumverträglich gemacht werden" eingestuft.
Der Chemie-Betrieb Ticona musste für über 700 Mill. Euro zum Umzug bewegt werden, weil das Schadensrisiko bei einem Absturz unakzeptabel hoch gewesen wäre. Auch das ehemalige Caltex-Gelände zwischen Raunheim und Kelsterbach musste Fraport aufkaufen, um störende Bebauungspläne zu unterlaufen. Aber zumindest letzteres und zusätzliche Immobiliengeschäfte (Airrail-Center bzw. The Squaire 2011, Gateway Gardens), wurden für Fraport keine Belastung, sondern sind bis heute als Profitquelle von wesentlicher Bedeutung.
Den erreichten Stand und die in der Planfeststellung bereits enthaltenen, aber noch nicht endgültig umgesetzten Ausbauschritte zeigt die nebenstehende Grafik.
Der Planfeststellungsbeschluss für die A380-Halle erging 2005, der für die Landebahn Nordwest 2007. Dieses Werk, dessen Festlegungen fortdauernde Auswirkungen für den Betrieb des gesamten Flughafens haben, kann man auf der
Seite des Verkehrsministeriums
einsehen. Die benötigten Waldflächen (21 und 216 Hektar) wurden 2005 bzw. 2009 gerodet, die Landebahn Nordwest ging 2011 in Betrieb.
Parallel dazu gab es auch weniger öffentlichkeits-wirksame Ausbau-Maßnahmen. So wurde 2008 die Halle C im Terminal 1 erweitert und ein neuer "C/D-Riegel" als Verbindungsbau zwischen Terminal 1 und Terminal 2 für die Abfertigung von Großraumflugzeugen wie dem A380 eingerichtet. 2012 wurde der Flugsteig A-plus am Terminal 1 in Betrieb genommen, der die Abfertigungskapazitäten um immerhin 6 Millionen Passagiere pro Jahr erhöht hat.
Der Versuch der Landesregierung, mit der Genehmigung der Nordwestbahn die in der Mediation vereinbarten Nachtflugbeschränkungen (von 23-0 Uhr keine geplanten Landungen, Starts nur mit besonderer Genehmigung; von 0-5 Uhr Flugbewegungen nur in besonderen Ausnahmefällen) wieder aufzuheben, konnte gerichtlich zurückgewiesen werden - einer der wenigen juristischen Erfolge in dieser Phase des Ausbau-Prozesses.
Der "Anti-Lärm-Pakt" (auch "Anti-Lärm-Paket" genannt) wurde nie offiziell beschlossen, geisterte aber als Begriff ohne genaue Inhalte noch jahrelang durch die Lärmschutz-Diskussionen.
Die "Optimierung des bestehenden Systems" wurde nach der Inbetriebnahme der vierten Bahn zur Daueraufgabe. Insbesondere die Südumfliegung, die bei Abflügen auf dem Parallelbahn-System die bisherigen Nordwest-Abflüge weitgehend ersetzen sollte, um die durch die Nordwestbahn neu stark belasteten Gemeinden nördlich des Mains zu entlasten, ohne die westlich des Flughafens gelegenen Gemeinden zusätzlich stark zu belasten, funktionierte nicht wie geplant.
Zu den flugbetrieblichen Problemen, die sich mit dem neuen Vier-Bahnen-System ergeben haben, hat die Gewerkschaft der Flugsicherung mehrfach Stellung genommen, u.a. in einem längeren Beitrag in ihrer Zeitschrift "der flugleiter" in der
Ausgabe 01/2014, der interessante und teilweise auch für Laien lesbare Informationen und Einschätzungen enthält.
Diese Probleme waren auch Gegenstand einer längeren, eigentlich durch Lärmschutz-Interessen motivierten juristischen Auseinandersetzung, die erst mit einem vom Bundesverwaltungsgericht mehr oder weniger vorgegebenen
Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs
im Februar 2019 ein (vorläufiges?) Ende gefunden hat.
Technisch gab es seither mit der Einführung
neuer Navigationsverfahren
Veränderungen, deren Auswirkungen noch nicht genau zu beurteilen sind. Ein Versuch der DFS, durch Einführung eines
neuen Betriebskonzepts
mehr Abflüge auf die Südumfliegung zu bringen, scheiterte zunächst u.a. am noch fehlenden dritten Element dieser Ausbaurunde, dem
Terminal 3 im Süden
des Parallelbahnsystems.
Modell des Terminal 3 gemäß aktueller Planung. Bauphase 1 von Flugsteig G wurde 2022 fertiggestellt. Nach derzeitigem Stand soll er 2026 zusammen mit dem Hauptgebäude und den Flugsteigen H und J in Betrieb gehen.
(Für eine grössere Darstellung im neuen Fenster Grafik anklicken.)
Der Bau dieses Terminal ist zwar, wie Fraport immer wieder versichert, "voll im Zeitplan", aber dieser Zeitplan hat sich im Laufe der Jahre mehrfach drastisch verändert.
Die Voraussetzungen für den Bau eines neuen Terminals im Süden des Flughafens waren ab Ende 2005 vorhanden, als die bis dahin von der US Air Force betriebene
Rhein-Main Air Base
endgültig geschlossen und das Gelände an die Fraport übergeben wurde. Die zugehörige 'Housing Area'
Gateway Gardens
wurde als neuer Frankfurter Stadtbezirk überwiegend mit Steuermitteln zu einem Flughafen-bezogenen Gewerbegebiet mit eigenem S-Bahn-Anschluss entwickelt.
Infolge der 60-jährigen militärischen Nutzung war der Boden der Air Base zwar punktuell massiv verseucht, aber es gelang Fraport mit freundlicher Unterstützung des zuständigen Regierungspräsidiums Darmstadt, den kontaminierten Boden durch Vermischung, Umlagerung und Auswaschung soweit zu "behandeln", dass er
irgendwo verbuddelt
werden konnte.
2013 hatte Fraport den Bauantrag für die erste Bauphase des Terminal 3 beim Bauamt der Stadt Frankfurt eingereicht, 2014 konnten sie sich über die Genehmigung freuen. 2015 hat der Fraport-Aufsichtsrat
beschlossen,
den Schritt zu gehen, nachdem vorher die "ergebnisoffene Bedarfsprüfung" des neu ins Amt gekommenen grünen Verkehrsministers
grünes Licht gegeben
hatte. Am 5.10.2015 fand auf dem Baugelände in der südöstlichen Ecke des Flughafengeländes der
erste Spatenstich
für den Bau eines neuen Terminalgebäudes mit zunächst zwei Flugsteigen statt, die 2022 in Betrieb gehen sollten. Zwei weitere Flugsteige und Nebengebäude sollten in späteren Phasen folgen. Mit den Tiefbau-Arbeiten wurde unmittelbar danach begonnen.
Diese Entscheidung wurde getroffen, obwohl die Prognosen zur Verkehrsentwicklung, die Grundlage für die Planungen waren, sich als grotesk falsch erwiesen hatten und die Zahl der Flugbewegungen in den 10 Jahren von 2005 bis 2015 stagnierte.
Mitte 2017 hat Fraport im Zuge der neuen
Billigflieger-Strategie
die Bauplanung umgestellt und beschlossen, den östlichen Flugsteig G vorzuziehen und in
Billigbauweise
auszuführen, damit er bereits 2020 als Billigflieger-Terminal in Betrieb gehen könne. Im August 2018 gab es auch dafür eine
Baugenehmigung,
und eine Klage wegen mangelnder Verkehrserschliessung wurde abgelehnt.
Der
Billigflugsteig G
wurde in der ersten Ausbauphase Anfang 2022 fertiggestellt, aber mangels Bedarf
nicht in Betrieb genommen.
Fraport sagt, er könne "jederzeit", allerdings mit 12 Monaten Vorlauf, in Betrieb genommen werden. Da aber die Anbindungen an Terminal 1 und 2 weitestgehend fehlen, würde das wohl auch für stress-gewohnte Billigflugreisende nicht sonderlich angenehm werden.
Im April 2019 hat Fraport den
Grundstein
für das Hauptgebäude von Terminal 3 gelegt. Zu diesem Zeitpunkt ging Fraport davon aus, dass der Billig-Flugsteig G 2021, der Hauptteil des Terminals 2023 in Betrieb gehen würden. Durch den Einbruch im Luftverkehr während der Corona-Pandemie 2020/21 wurden die Planungen verändert. Die Inbetriebnahme aller Bestandteile von Terminal 3 (bis auf den optionalen vierten Flugsteig K) wurde auf
2026 verschoben,
die Abfertigungs-Kapazität soll dann rund 19 Millionen Passagiere pro Jahr betragen. Über die jeweiligen Baufortschritte berichtet Fraport auf einer eigenen
Webseite zu Terminal 3.
Dort wird das schöne Bild eines futuristischen Terminals gezeigt, aber über konkrete technische Details, insbesondere über umweltrelevante Fragen wie Energie-Versorgung und -Verbrauch, erfährt man erstaunlich wenig. Es zeichnet sich ab, dass dieser Bau bei der Fertigstellung zumindest diesbezüglich hoffnungslos veraltet sein wird. Auf den grossen Dachflächen gibt es keine Photovoltaik-Elemente, von lokalen Beiträgen zur Wärmeversorgung mit Grundwasser- oder Erd-Wärmepumpen oder anderen Nutzungen der Erdwärme (die
in der Region günstig möglich ist, aber
von Anfang an mitgeplant
werden muss),
ist nirgends die Rede - Innovation a la Fraport.
Obwohl das geplante Terminal komplett auf dem Gelände der alten Air Base liegt, ging auch dessen Bau nicht ohne Waldverluste und entsprechende Konflikte ab. Als
Zeichen des Widerstands
hatten Anfang 2018 einige Leute
mit lokaler Unterstützung
den Teil des Treburer Waldes besetzt, den Fraport für den
Bau einer neuen Autobahnabfahrt
benötigte. Entsprechende Rodungen waren bereits im Planfeststellungsbeschluss genehmigt worden. Am 6. November 2018 hat die Polizei, eifrig unterstützt von Kräften der Fraport, überfallartig das Camp im Treburer Wald
geräumt,
und unmittelbar danach begann die Rodung der 6 Hektar grossen Fläche.
Ende Mai 2023 konnte Fraport
mitteilen,
dass die
"erweiterte Anschlussstelle Zeppelinheim"
zum Juni 2023 vollständig in Betrieb gegangen ist, und damit wurde
"die Straßenanbindung von Terminal 3 ... an das bestehende Verkehrsnetz abgeschlossen". Ob, wann und in welcher Form einmal ein
Anschluss an das Schienennetz
erfolgen wird, ist immer noch unklar.
Ende 2022 teilte Fraport mit, dass mit der Inbetriebnahme von Terminal 3 Terminal 2 zum Zweck der Renovierung geschlossen werden soll. Die dort bisher angesiedelten Airlines sollen ins Terminal 3 umziehen und dort eine schnelle Grundauslastung sicherstellen. Wie es mit Terminal 2 weitergehen soll, blieb zunächst offen, aber alles deutet darauf hin, dass dessen Weiterentwicklung eng mit den Veränderungen in Terminal 1 verbunden sein wird.
Diese Plan-Darstellung ist Grundlage des
interaktiven Flughafen-Plans,
den Fraport auf ihrer Webseite anbietet.
(Für eine grössere Darstellung im neuen Fenster Grafik anklicken.)
Am 14. März 2022 feierte Fraport den 50. Geburtstag des Terminal 1. Damals als "Terminal Mitte" für 30 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt, war es von Anfang an die zentrale Drehscheibe des Flughafens und konnte nach zahlreichen Aus- und Umbauten im bisher verkehrsreichsten Jahr 2019 über 80% der damals 70 Millionen Passagiere, also fast das Doppelte der Anfangs-Kapazität, durchsetzen.
Zum Geburtstag gab es einen neuen Titel für den ohnehin ständig mehr oder weniger intensiv durchgeführten Modernisierungsprozess:
"Building the Future: Transforming Terminal 1".
Angekündigt wurden
"16 neu angeordnete Sicherheitskontrollspuren"
und ein
"neugestalteter Marktplatz im Sicherheitsbereich B".
In der
Jahreshauptversammlung 2023
wurde diese Absicht nochmals bestätigt, und zum Jahresende gab es noch eine weitergehende Ansage. Die Renovierung von Terminal 2, die zunächst noch
umstritten schien,
soll auf eine
Zusammenlegung
von Terminal 1 und 2 zu einem einzigen Gebäudekomplex für den Hauptkunden Lufthansa und ihre 'Star Alliance' hinauslaufen. Dazu sollen sowohl die öffentlichen ("Landside") als auch die Sicherheits-Bereiche ("Airside") über alle Flugsteige hinweg miteinander verbunden werden, um insbesondere das Umsteigen zu erleichtern, da dann auf ein Verlassen des Sicherheitsbereichs und neuen Check-in verzichtet werden kann.
Die Aufteilung der Verkehre auf die verschiedenen Gebäudeteile ist derzeit noch ebenso Spekulation wie die Frage, ob der 60. Geburtstag dieses Gebäudekomplexes dann unter dem wieder veränderten Namen "Terminal Nord" gefeiert werden wird.
Die Terminals haben für Fraport nicht nur die Funktion, die Passagiere und ihr Gepäck in die Flugzeuge hinein und auch wieder heraus zu bekommen und dabei Ausweis und Ticket zu kontrollieren. Die teilweise recht langen Wartezeiten zwischen Check-in und Boarding machen den Sicherheitsbereich sowohl im Geschäfts- als auch im Touristik-Sektor zum idealen Verkaufsbereich für gezielte Angebote. Daher wird dieser Bereich in aller Regel als Shoppingparadies ausgestaltet, das auf dem Weg zum Flugzeug durchquert werden muss.
Unter dem Stichwort "Retail" ist dieser Geschäftsbereich Bestandteil des Fraport-Unternehmenssektors "Retail und Real Estate", zu dem auch alle Immobilien-Geschäfte der Fraport einschliesslich der Parkhäuser und -plätze gehören. Dieser Sektor ist schon seit Jahren der Profit-trächtigste im ganzen Fraport-Konzern und trägt rund ein Drittel zum Konzerngewinn ( EBITDA ) bei.
Der
Song
hat es nie in die Charts geschafft, die
Playlist
ist total veraltet, und der Begriff taucht ausser im
oben abgebildeten Plan
(vermutlich von 2013) auf den Fraport-Webseiten fast nicht mehr auf:
die "Airport City Frankfurt" ist Geschichte, aber der Immobiliensektor und der neue "CargoHub Frankfurt", sind für Fraport nach wie vor extrem wichtig.
(Für eine grössere Darstellung im neuen Fenster Grafik anklicken.)
Die öffentliche Präsentation dieses Sektors hat sich allerdings in den letzten Jahren geändert. In den 'Nuller-Jahren' wurden die CargoCities Süd, Nord und West (das ehemalige Ticona-Gelände), Gateway Gardens, Airrail Center/SQUAIRE, Mönchhofgelände und eine ganzen Reihe anderer Gebäudekomplexe noch als Airport City vermarktet, mit der sich der Flughafen "von einer reinen Verkehrsdrehscheibe zu einer eigenständigen Stadt" entwickeln und die "Zukunftsfähigkeit der Fraport AG mit der stärkeren Gewichtung unseres Immobiliengeschäfts" gesichert werden sollte.
Ende 2023 taucht dieser Begriff nur noch auf einigen veralteten Web-Unterseiten der Fraport und im Webauftritt der Stadt Kelsterbach auf. Fraport präsentierte sich als "“Pure Play” Flughafen-Betreiber-Konzern", dessen Aktivitäten sich voll auf das Kerngeschäft konzentrieren. Daher wurden die meisten Immobilien nunmehr als CargoCity Frankfurt präsentiert.
Und auch dieser Sektor soll weiter expandieren. In der CargoCity Nord
plant Lufthansa
umfangreiche Modernisierungen seines
Cargo Centers LCC. In der CargoCity Süd dagegen
baut Fraport selbst
und vermietet Gebäude an Interessenten.
Wie die CargoCity West entwickelt werden soll, war lange nicht bekannt, allerdings hatte es deren Ausbau als eine der wenigen konkreten Maßnahmen zur Flughafenpolitik des ab Anfang 2024 in Hessen regierenden CSPDU-Bündnisses in dessen
Koalitionsvertrag
geschafft. Im April 2024 hat Fraport seinen
Masterplan CargoHub
präsentiert, der eine Reihe von
Aussagen
zu den geplanten Entwicklungen in den Cargo-Bereichen enthält, wobei das ehemalige Ticona-Gelände nun als "LogisticHub West" firmiert.
Fraport hat sich in den letzten Jahrzehnten von Krisen und Stagnationen in der Entwicklung des Luftverkehrs nicht von ihrem Expansionskurs abhalten lassen und dies auch wirtschaftlich durchgehalten. Es ist nicht absehbar, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändern würde.
Politische Mehrheiten, die einen Kurswechsel durchsetzen könnten, sind derzeit auch nicht erkennbar. In Hessen hat die "rot-grüne" Landesregierung, die bis 2002 im Amt war, mit der Einberufung der Mediation die letzte große Ausbaurunde in die Wege geleitet. Die folgenden "schwarz-gelben" Regierungen haben die Umsetzung juristisch und politisch durchgesetzt. Die "schwarz-grüne" Landesregierung, die Anfang 2014 ins Amt kam und 2018 bestätigt wurde, setzte die "Wettbewerbsfähigkeit" des Flughafens ebenfalls an erste Stelle und hat den Bau des Terminal 3 durchgewinkt.
Die Anfang 2024 antretende "schwarz-rote" Regierung hat in ihrem
Koalitionsvertrag
eine Fortsetzungen dieses Kurses, eher noch in verschärfter Form, angekündigt. Keine der beteiligten Parteien hat bisher auch nur die geringste Absicht einer Positionsänderung erkennen lassen.
Auch die Bundesregierung hat in den letzten zwanzig Jahren, sowohl unter Klimakanzlerin Merkel als auch unter Klimakanzler Scholz, klar gemacht, dass sie nicht daran denkt, das Wachstum des Flugverkehrs in irgend einer Weise einzuschränken, um Schäden an Gesundheit, Umwelt oder Klima einzudämmen. Und das, obwohl sich die Nachweise dafür häufen, dass eine drastische Reduzierung aus Gründen des Gesundheits- und des Klima-Schutz unabweisbar notwendig ist.
Zwar ist es mittlerweile unausweichlich, dass die
eskalierende Klimakatastrophe
zu einer Reduktion des Flugverkehrs führen wird, aber wann, in welcher Form und in welchem Ausmaß das geschehen wird, ist nicht absehbar.
Für die nächste Zeit werden wir also damit leben müssen, dass Fraport und Lufthansa ihren Katastrophen-Kurs fortsetzen und die daraus resultierenden Belastungen weiter zunehmen werden. Dagegen Widerstand zu organisieren, bleibt Aufgabe für alle, denen das Wohlergehen von Mensch und Umwelt am Herzen liegt - auch wenn die Erfolgsaussichten derzeit nicht gut sind.